Gedanken zum 150. Gründungsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Badra

 

Die Badraer Freiwillige Feuerwehr begeht dieses Jahres im Mai das Fest ihres 150jährigen Bestehens, die Kameraden haben das Jubiläum unter das Motto „150 Jahre Brandschutz“ gestellt.

In den vergangenen 150 Jahren hat sich die Arbeit der Ortsfeuerwehr vielfach bewähren müssen, ihre Einsätze haben nicht nur geholfen, Menschenleben zu retten, sondern auch das Ausbreiten von Bränden einzudämmen. Aber nicht nur bei Bränden sind unsere Feuerwehrleute im Einsatz, auch bei Unwettern und damit verbundenen Naturkatastrophen greift die Feuerwehr hilfreich ein.

 

Häufige Brände waren über die vergangenen Jahrhunderte keine Seltenheit, die Städte und Gemeinden hatten Türmer und Nachtwächter angestellt, um schnelle Feuermeldungen zu gewährleisten und die Einwohner zu warnen, denn oftmals wurden ganze Stadtteile oder Straßenzüge Opfer der Flammen. Mit einfachen Ausrüstungen, wie Eimern, Leitern und Einreißhaken, versuchten die Einwohner, gemeinsam größeren Schaden abzuwehren. Viele Gemeindeverfassungen verpflichteten sogar die Einwohner, sich am Brandschutz zu beteiligen.

 

Die Freiwilligen Feuerwehren entstanden vor allem nach 1848, die Bürger verließen sich auf ihre eigenen Kräfte und organisierten mit diesen Feuerwehren den Brandschutz. Es galt als Ehre, wenn  ein Mann Mitglied der Feuerwehr war, die Würdigung seines ehrenamtlichen Engagements für seine Mitmenschen drückte sich in Ansehen und Achtung aus.

Es ist auch erstaunlich, dass bis heute der überwiegende Teil Deutschlands nicht von den in größeren Städten vorhandenen Berufs-, sondern von Freiwilligen Feuerwehren versorgt wird, die auch heute noch eine ehrenamtliche Arbeit  leisten, die man nicht hoch genug werten kann.

 

Als 1868 die Freiwillige Feuerwehr in Badra gegründet wurde, war ihre Ausrüstung sehr einfach. Der Stellmacher Döring hatte eine Druckspritze gebaut, auf der der Spruch stand:

„Sollte verhoffen ein Feuer entstehen, so wird uns Gott mit seiner Hilfe beistehen.“ Ob die Spritze von Pferden gezogen oder durch Männerkraft bewegt wurde, lässt sich nicht mehr ermitteln.

Diese Spritze tat wohl fast 50 Jahre ihren Dienst, erst mit dem Bau der Wasserleitung 1914 wurde sie nicht mehr benötigt. Das Löschwasser lieferten nun die Hydranten.

In einer Zeit ohne Handy oder Telefon wurden damals bei größeren Bränden durch Feuerboten die Wehren der Nachbarorte alarmiert und um Hilfe und Unterstützung gebeten.

 

Die ständige Angst, dass es zu einem Brand kommen könnte, veranlasste aber auch die Einwohner selbst, vielfältige Maßnahmen zu ergreifen, um das Ausbrechen und Umsichgreifen von Bränden zu verhindern. So ist z.B. überliefert, dass vor den Feiertagen, wie beispielsweise Ostern, Pfingsten, Kirmes und Weihnachten, an denen im Backhaus viel gebacken wurde, die Spritze vor das Backhaus gerückt wurde. Ein ausbrechendes Feuer, wie etwa durch Funkenflug, sollte so schnell bekämpft und ein Übergreifen auf benachbarte  Gebäude verhindert werden.

 

Welche Ausmaße Brände annehmen konnten, geht aus den alten Berichten hervor. So berichtet das Heimatblatt „Vom Nabelgau zum Wippertal“  im Dezember 1931 ausführlich über Brandunglücke in Badra:

„Am 22. Juni 1764, als einem angeordneten Buß-, Bet-und Festtag, kam während der Vormittagskirche Feuer aus, das durch die vielen Strohdächer begünstigt, binnen 3 Stunden 67 Häuser mit Scheunen und Ställen in Asche legte.- In der Nacht vom 4. zum 5. September 1847 brannte die Gutsscheune nieder. Am Tage davor war der letzte Hafer eingefahren worden. Das Feuer breitete sich schnell aus, da jeder nur an die Rettung eignen Habes und Gutes dachte. Die erste Spritze, die eintraf, war die von Urbach am Harz, die ein von Nordhausen heimkehrender Urbacher Einwohner , der das Feuer hatte aufgehen sehen, sofort alarmiert hatte.Die Urbacher Spritze alarmierte unterwegs die Görsbacher und die Auleber Spritze, die dann ebenfalls eintrafen. Der Gutsherr war in der Nacht abwesend in Gotha, wo er am selben Tag für das bisher unversicherte Quartier mit einer Gothaer Versicherungsbank Versicherung gegen Feuer abgeschlossen hatte. Die Bank hat dann auch die Versicherungssumme  von mehreren 1000 Talern ausgezahlt.-

Am 5. August 1865 schlug der Blitz in das Wohnhaus des Johann Rüdiger in der Weidengasse, zerschlitterte aber nur einen Sparren. Dagegen hat der Blitz im Mai 1852 das Wohnhaus des Landwirts Günther Koch in Flammen gesetzt. Die Frau, die am Fenster guckte, weil das Gewitter vorüber war, wurde vom Blitz getroffen und starb ein paar Tage später. Da der Bach sehr angeschwollen war, konnten die alte Spritze und sonstige Hilfsbereite nur mit Mühe über den Bach kommen.-

73 Jahre vergingen,ehe wiederum durch Blitzschlag Feuer entstand, und zwar im Gehöft von Albert Schön am 18. Juli 1925.Hierbei wurden Scheune, Stall, Wohnhausdach vernichtet. Auch hier wurde die Hausfrau Emma Schön ein Opfer des Blitzschlags. Sie musste wegen des ausgestandenen Schreckens ins Krankenhaus gebracht werden und starb einige Tage später an Bauchfellentzündung. Bei diesem Feuer leisteten die Hydranten der neuen Wasserleitung wertvolle Dienste.-

Die große Bedeutung der Wasserleitung bei Feuersnot hatte sich schon am 1. März desselben Jahres gezeigt, als, gerade nach dem Gefallenen-Gedächtnisgottesdienst , plötzlich die Scheune von Richard Treuter brannte, man vermutet infolge Kurzschlusses. Das Feuer brannte vom Dachsparren nach unten. Erntewagen und landwirtschaftliches Gerät gingen  verloren.-

Kurz erwähnt seien noch der Scheunenbrand beim Gastwirt Louis Koch am 7. Januar 1870, der zweimalige Brand der früheren Windmühle am 13. August 1871 und am 23. November 1902, dem Totensonntag. (Nach diesem Brand ist die Windmühle nicht wieder aufgebaut worden.)

Am 28.Januar 1897, als gerade Kriegertanz in der Schenke war, brannten mehrere Strohdiemen im Schleifweg am Bach nieder, die nur zum Teil versichert waren. Am 9. Juni 1892 brannte das Wohnhaus von August Gertler, und das Nachbarhaus von Andrä war mit angebrannt. Endlich sei des großen Scheunenbrandes am Abend des 1. Advents, 29. November 1891, gedacht, wo die nebeneinander liegenden, durch keine Brandgiebel geschützten Scheunen von Steinhof,Schoen, Lange, Barche und Karl Jäger brannten. Es war ein stilles Wetter und am Himmel nichts zu sehen, so dass die Nachbarspritzen von Steinthaleben, Bendeleben und Sondershausen durch Feuerboten geholt werden mussten.“

 

Sicher wird die Übersicht des Heimatblattes Lücken aufweisen und ist nicht vollständig, aber sie zeigt doch, dass die Feuergefahr ein ständiger Begleiter unserer Vorfahren war. Wenn man über den Dorfbrand von 1764 nachdenkt, dürfte wohl kaum eine Familie ohne Schaden davongekommen sein. Wie viele Häuser in Badra überhaupt unbeschadet erhalten blieben, ist nicht bekannt. Was das in einer Zeit ohne Versicherungen, die zumindest einen Teil des materiellen Schadens gedeckt hätten, bedeutete, kann sich jeder vorstellen.

Aber auch heute ist die Gefahr von Bränden, sei es durch Naturgewalten, technisches oder menschliches Versagen hervorgerufen, keine andere,was allein schon der Wohnhausbrand 2012  bei der Familie Ermisch  beweist.

Und so ist es nicht verwunderlich, wenn auch heute noch der Klang der Sirene die Menschen aufschrecken lässt.

 

Annerose Billert
Badra (Mai 2018)

 

 
 
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